Geschichte (n) aus KGB-Archiv - und die grosse  Täuschung

Wie entwickelten sich die Beziehungen der Sowjetunion nach der Niederlage von Nazideutschland - anno 1945? Das Verhältnis zu den West-Allierten und ihren NATO-Verbündeten verschlechterte sich rasch im Kalten Krieg bis 1989. Dann begannen die Westmächte an den grossen Frieden in Europa zu glauben. Mit internationalen Desinformationskampagnen und nationalen Geschichtsfälschungen gelang der Russischen Föderation (RF) die grosse Täuschung. Hier sind Beispiele bis ins Jahr 2022.

Paul Ignaz Vogel

 

Motto:

«Die zeitgenössischen Zahlen in den                                                                                                                                                        Archiven von NKWD und Roter Armee

jedoch sind die zuverlässigsten, die es

überhaupt gibt. Dass die NKWD-Archive

selbst nicht gefälscht wurden, geht eindeutig

aus der Tatsache hervor, dass die Sowjet-

Behörden diesen Dokumenten selbst

glaubten und sie fürchteten.»

James Bacque in «Verschwiegene

Schuld», S. 286

                                                                                                                                        

*

1945 strömte im Gefolge der Sowjetarmee eine Fülle von Geheimdiensten und Sicherheitsorganen nach Deutschland, bestätigt das Zentrum für Militärgeschichte der US-Army. Im ersten Jahr der Besatzung wurde das sowjetische NKWD (Volkskommissariat für innere Angelegenheiten) unter General Iwan A. Serow zur wichtigsten Organisation für Spionage- und Gegenspionageoperationen der ebenfalls militärisch siegreichen Sowjetunion.

Das NKWD mit Sitz in Potsdam hatte 2.230 Mitarbeiter für Sicherheitsoperationen und 399 für Spionage in den Westzonen. 1946 wurde daraus das MGB (Ministerstvo Gosudarstvennoy Bezopasnosti; Ministerium für Staatssicherheit). Der Geheimdienstapparat hatte in dem von der Sowjetunion besetzten Teil Deutschlands ein Netz von Regionalbüros. Das MGB war auch zuständig für die gefürchtete Spionageabwehr SMERSH, eine Abkürzung, die für "Tod den Spionen" (smert' shpionam) stand. Im Jahr 1949 arbeiteten 4.000 Mitarbeiter für das MGB. Ab 1954 hiess es KGB (Komitet Gosudarstvennoy Bezopasnosti; Komitee für Staatssicherheit).

Das war die geheimdienstliche Ausgangslage für den Kalten Krieg zwischen den vier Siegermächten in der ehemaligen Anti-Hitlerallianz, die sich «Vier Mächte» nannten: UdSSR, USA, Grossbritannien und Frankreich.1)

Kalter Krieg der Systeme

Fast vierhundert sowjetische Spione wurden somit ab 1945 eingesetzt, um die westlichen Verbündeten zu unterwandern. Den Kalten Krieg gab es gleich zu Beginn der Anti-Hitlerallianz. Zwei unversöhnliche Systeme hatten sich aus vorübergehenden Zweckgründen ab 1943 verbündet - eine unmenschliche Diktatur unter Josef Stalin – und die drei Demokratien in Grossbritannien, in den USA und in Frankreich. Sie funktionierten nach den Grundsätzen von Menschenrechten, Freiheit und Rechtsstaat. Eine seltsame Zweckallianz von Totalitarismus und Freiheit war das – es konnte ab Beginn der Allianz nicht gut enden.

Die Ausspähung und Unterwanderung des freien Westens geschah durch die sowjetischen Spionageorgane mit einer langfristigen Option des Marxismus-Leninismus, mit dem unverbrüchlichen Glauben an den globalen Sieg des sogenannten Sozialismus über den internationalen Klassenfeind, den Kapitalismus.

Die West-Allierten begriffen sehr rasch, welche Stunde geschlagen hatten. Schon im 1946, nur ein Jahr nach dem Kollaps des Hitlerregimes ging das US-amerikanische CIC (Counter Intelligence Corps) dazu über, als Hauptfeind den bisherigen Mit-Allierten UdSSR zu bekämpfen.

Die Verfolgung von NS-Strukturen wurde zusehends zweitrangig, nebensächlich. Die West-Allierten erlaubten sich strukturelle Rückgriffe auf die personellen Ressourcen des NS-Systems und verbrämten die allerneuesten Zweckbündnisse mit dem militärischen und strategischen Wohlergehen für den «westlichen Antikommunismus». Fall Werner von Braun, Fall Barbie, Fall Gehlen, Fall Globke, Fall Dickopf, Fall Bandera usw. Eine verdeckte unheilige Allianz belastete zusehends das Werden der transatlantischen Zusammenarbeit und ihre ideellen Wertvorstellungen. Im sogenannten Ostblock integrierte das stalinistische System ebenfalls Altnazis, und zwar in den globalen Klassenkampf des Marxismus-Leninismus. Was besonders im Gebiet der späteren DDR geschah.

 

Die Briten wollten ab 1945 sofort gegen die Sowjetunion vorgehen. Schon im Mai entwarfen sie unter Winston Churchill die «Operation unthinkable». Grossbritannien sollte zusammen mit den USA die Sowjetarmee nach Osten zurückwerfen und das besetzte Polen wieder befreien. Die Option wurde aus Realitätssinn verworfen. Doch Churchill liess nicht locker und warnte vor der kommunistischen Gefahr aus dem Osten. Am 5. März 1946 erklärte er in einer Rede im Westminster College in Fulton (Missouri, USA), dass sich von der Ostsee bis zum Mittelmeer ein Eiserner Vorhang auf Europa herabgesenkt hatte. Der Begriff des «Eisernen Vorhanges» stammte aus der Theaterwelt und bedeutet eine Brandschutzvorrichtung, die den Publikumsraum von der Bühne und ihrem Background im Notfall trennt. 2)

Höhe- und Tiefpunkte der US-Weltpolitik

Doch wie ist das Handeln der USA, des mächtigen transatlantischen Partners von Westeuropa ab 1945 generell zu beurteilen? Zu den Höhepunkten der US-amerikanischen Weltpolitik zählen die Installation der Kriegsverbrechen-Prozesse von Nürnberg, ihre Nachfolgen und die Gründung der UNO mit ihrem Hauptsitz in New York. Dann die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Absolute Tiefpunkte des Engagements erreichten die USA innenpolitisch in der McCarthy-Ära mit einem fanatisierten Antikommunismus zu Beginn des Kalten Krieges, später in in den weltpolitisch-militärischen Engagements in Vietnam, in Chile und in anderen lateinamerikanischen Staaten, im 21. Jahrhundert im Irak und in Afghanistan.

Von diesen globalstrategischen Konflikten profitierte stets ein globaler ideologischer Antiamerikanismus, dessen sich die totalitäre UdSSR bis zu ihrem Ende 1992 erfolgreich bediente. Dieser Antiamerikanismus nutzte auch die Anheizung von gesellschaftlichen Umbrüchen wie die 68er-Bewegung und begleitete den Links-Rechtsdiskurs weltweit - ebenfalls bis heute. Antiamerikanismus vermischt sich mit Antikapitalismus, und dieser wiederum mit Antizionismus, sprich Antisemitismus. 3)

In diesem fatalen und pauschalisierenden Antiamerikanismus wird das Denken und Analysieren mit verschwörungstheoretischen Ansätzen zur einfachen Welterklärung, wo «das Böse» definitiv und allgemein geltend gefunden worden zu sein scheint. Und dies in hehrer Vereinfachung und dauernder Fortsetzung des wissenschaftlichen Marxismus-Leninismus. Gesetzt war das berühmte «blaue Buch», die Gesamt-Ausgaben von Marx und Engels (MEGA). Sie wurde in den 1970er Jahren in Berlin-Ost und in Moskau begonnen, und wer sie im Kalten Krieg besass und ihre Existenz in seiner eigenen Bibliothek nachweisen konnte, galt zumindest im Ostblock, schon mal linientreu. Eine materielle Bekundung des klassentreuen Denkens. 4)

Antiamerikanismus ab 1992

In Westeuropa war ebenfalls ein ideologischer Antiamerikanismus durch die 68er-Bewegung entstanden. Er wurde beflügelt durch den Vietnam-Krieg, den die USA nach zahlreichen Kriegsverbrechen schändlich verloren. Der Führer des kommunistischen Vietcongs, Ho Chi Minh, wurde zu Galionsfigur der Neuen Linken. Der sogenannte Ostblock nahm solche Strömungen wohlwollend - und verdeckt fördernd wahr.

Nach der sogenannten Wende von 1989 halfen potente Geheimdienstkreise aus der ehemaligen Sowjetunion zielstrebig dabei, einen Antiamerikanismus aufzubauen, mit neuen Narrativen und angeblichen zeitgeschichtlichen Neu-Entdeckungen aus bisher verschlossenen KGB-Archiven. Enthüllungen, die in einem fatalen Geschichtsrevisionismus endeten und dem Gusto von Rechtsextremen und NS-Nachfolger:innen in Deutschland und in ihren weltweit fortdauernden Netzwerken entsprachen.

Schuld an allem Bösen in der Welt waren demnach nicht bloss der globale Kapitalismus gemäss dem linientreuen Marxismus-Leninismus, sondern die USA mit ihrer freiheitlichen parlamentarischen Demokratie. Dieses antikapitalistische neomarxistische Narrativ ergänzte jenes der NS-Ideologie mit seiner mörderischen Agitation gegen Freimaurerei und Judentum, fokussierte sich noch zielstrebiger auf den mächtigsten Bündnispartner der NATO, die USA – und vereinte alles angeblich Böse in einem einzigen globalen Feindbild. So einfach wurde es gemacht.

Den West-Allierten Völkermord angedichtet

Zum Aufbau von neuen antiamerikanischen Narrativen gehörte auch die Fälschung dessen, was einst wirklich war. Plötzlich gab es keine Faktenlage mehr. Geschichtsklitterung hiess das früher. Wir nennen es heute Geschichtsrevisionismus. Einen solchen Impuls erbrachte der kanadischen Autor James Bacque. Dieser hatte bis 1952 in Toronto Geschichte und Philosophie studiert und veröffentlichte wohl nicht zufällig ab 1989 - wie aus heiterem Himmel - über das Schicksal deutscher Soldaten als allierte Kriegsgefangene nach dem Zweiten Weltkrieg. Daraus entstand das Buch «Verschwiegene Schuld».

Bereits 1989 war eine erste Fassung von Bacques These erschienen, zuerst in Kanada (Toronto), dann noch im gleichen Jahr der sogenannten Wende in deutscher Übersetzung beim Ullstein-Verlag. In der Schweiz publizierte Orell Füssli das Buch, und die EX LIBRIS sorgte für eine grosse Breitenwirkung. 1992 erfolgte dann das inhaltliche Updaten der Publikation durch KGB-Archive in Moskau.

Wikipedia fasst Bacques publizistische Tätigkeit so zusammen: «Er versuchte nachzuweisen, dass die Amerikaner gezielt und systematisch die Lebensgrundlagen der Deutschen dauerhaft zu zerstören versuchten und dass sie einen Völkermord an Deutschen zu verantworten hätten. Bacque spricht in seinem Buch von mehr als fünf Millionen deutschen Soldaten, die in amerikanischen und französischen Kriegsgefangenenlagern (insbesondere Rheinwiesenlager) unter angeblich menschenverachtenden Umständen interniert gewesen seien.» 5)

Bacques Narrativ im Buch «Verschwiegene Schuld» lautete zusammengefasst so: Die Briten und Amerikaner hielten im Sommer 1945 über sechs Millionen deutsche Soldaten in ihren Lagern gefangen, die Sowjets jedoch nur etwa 2, l Millionen. 6, S.45). Die Sowjets hätten über alle Gefangenen genau Buch geführt, wusste Bacque zu berichten. Die Dokumente lagerten im Zentralen Staats-Sonderarchiv (ZSSA).

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion besuchte Bacque im Jahre 1992 das mit dem KGB affilierte Sonderarchiv. Der Autor: «In diesem Archiv ist auch der Beweis für bestimmte Verbrechen zu finden, die von den Westmächten nach Beginn ihrer Kooperation mit Stalin im Jahre 1941 begangen wurden. Es gibt vom Westen begangene Verbrechen, die sogar jetzt noch von den Regierungen Frankreichs, Großbritanniens, der USA und wahrscheinlich auch Kanadas vertuscht werden, was ohne die Hilfe gewisser Fernsehproduzenten, Akademiker, Archivare, Verlagsleiter und Schriftsteller kaum möglich wäre.» 6, S. 80).

 

In seiner Danksagung des erwähnten Buches erzählte Bacque von seinen Moskauer Kontakten: «Martin Reesink bin ich dankbar für seine Nachforschungen - und seine Hilfe bei meinen Forschungen - in den Archiven von Roter Armee und KGB sowie für einige leckere Essen und lustige Bummeltouren durch Moskau in den Jahren 1992 und 1993. Andrej Kaschirin und Alexander Bystrizkij erstellten den umfassenden Sprawka-Bericht für mich, der alle wesentlichen Punkte hinsichtlich der Behandlung der Kriegsgefangenen in der UdSSR und die wichtigsten statistischen Angaben abdeckte. Kapitän zur See W. P. Galizkij aus Moskau widmete mir großzügig seine Zeit und sein Wissen zu den gleichen Themen.» 6, S. 304).

Geschichte der allierten Rheinwiesenlager 1945-1948

Wie zeigt sich denn die tatsächliche historische Faktenlage? Und wie sah es 1945 in West-Deutschland, unmittelbar nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches tatsächlich aus, auf welche Bacque mit seinem Narrativ zurückgriff?

Im Frühjahr 1945 waren Millionen von deutschen Soldaten in Kriegsgefangenschaft geraten. Doch die West-Allierten waren nach den raschen Fronteinbrüchen der Wehrmacht im Westen total überfordert. Die POWs (Prisoners of War) wurden daher in provisorischen und ungeschützten Lagern am linken Rheinufer (Rheinwiesenlagern) untergebracht. Es waren Freilicht-Pferche mit Stacheldrahtverhauen. Die Gefangenen mussten sich selbst Höhlen graben, um ein Dach über dem Kopf zu haben. Für die Erstellung von Baracken reichten den Militärbehörden die Ressourcen angesichts der zerbombten Städte nicht, die Ernährung entsprach jener der Zivilbevölkerung, schwankte zwischen Hunger und nicht Sattwerden. Immerhin lag die durchschnittliche Sterblichkeit der Kriegsgefangenen laut amtlichen Statistiken jener Zeit leicht unter jener von Menschen in Deutschland, die bereits frei leben konnten. 

Eine offizielle Quelle zur Zeitgeschichte aus dem deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz (Blätter zum Land Nr. 63) bestätigt eine verheerende generelle Mangellage: «Während es an Unterkünften, Nahrung und Medizin für alle Menschen in Deutschland mangelte, war auch das Leben der Kriegsgefangenen gekennzeichnet von Hunger, Krankheiten und völlig unzureichenden hygienischen Verhältnissen.» 7)

Und wie reagierte die Geschichtsforschung auf Bacques Behauptungen im Buch «Verschwiegene Schuld»? Brigitte Bailer-Galanda war nach der Publikation Vorstandsmitglied des Wiener Wiesenthal Instituts für Holocaust-Studien, des Vereins für Geschichte der Arbeiterbewegung und Mitglied der österreichischen Delegation in der Task Force für Internationale Kooperation bei Holocaust-Bildung, zudem Mitautorin des 1996 erschienenen Werkes «Die Auschwitzleugner. 'Revisionistische' Geschichtslüge und historische Wahrheit». (Elefanten-Press).

Sie ordnete 1997 das folgenschwere Wirken von Bacque in einer Besprechung wie folgt ein: «Er behauptete, der spätere Präsident der USA und damalige General Dwight D. Eisenhower als Person bzw. die amerikanischen und französischen Streitkräfte als Institutionen wären verantwortlich für den durch Nahrungsmangel und Krankheiten absichtlich herbeigeführten Tod von 800.000 bis 1 Million deutscher Kriegsgefangener.»

In der WIKIPEDIA-Eintragung zu Bacque heisst es: «Der Berliner Professor Peter Steinbach weist darauf hin, dass Bacque geschichtspolitische Absicht spätestens dann deutlich wurde, als Bacque die Zahl der Opfer der amerikanischen Besatzungspolitik auf exakt 6 Millionen Opfer bezifferte, die in etwa der Zahl der Opfer des Holocaust entspricht.» Auf die Bedeutung von WIKIPEDIA in dieser geschichtspolitischen Auseinandersetzung sei in auf eine nachfolgende Passage dieses Textes hingewiesen – das Ansehen dieses kritischen digitalen Wissenslexikons gewinnt erheblich dazu. Denn was es nicht gibt, erscheint nicht in WIKIPEDIA. 5).

 

Doch die Breitenwirkung der umstrittenen Publikation von Bacque war im deutschen Sprachraum sehr gross. Selbst renommierte deutschsprachige Publizist:innen übernahmen die Thesen des Kanadiers. Diese waren auf Anhieb geschickt getarnt und schwerer zu durchschauen als direkte Holocaustleugnungen. Bacques Narrative entsprachen offenbar einem tiefen Bedürfnis vieler Deutscher und Österreicher «das Erinnern an die nationalsozialistischen Gewaltverbrechen durch Gegenrechnung mit kriegsrechtlichen Verstößen der Alliierten erträglicher zu machen, frei nach dem Motto: Im Krieg kommt es unweigerlich zu Gräueltaten, alle Beteiligten am Zweiten Weltkrieg haben Schuld abzutragen,» wie Brigitte Bailer-Galanda in ihrer Kritik schrieb. 8)

US-Amerikaner weibelt in Deutschland für Putin

Geschichtsrevisionismus im Schläfermodus: Mehr als ein Vierteljahrhundert ruhte das erwähnte antiwestliche Narrativ von Bacque mit seinen Rheinwiesenlagern für gefangene Wehrmachtsangehörige. Dann brach es zur gegebenen Zeit plötzlich wieder hervor. Auch das scheint wie bestellt zu sein.

Es gibt heute im Internet Videos und esoterische kaschierte Texte eines  William Toel. WIKIPEDIA weigert sich offensichtlich, ihn in ihr digitales Wissenslexikon aufzunehmen. Toel, ein US-Amerikaner, tritt als esoterischer Geistheiler auf. Er sieht sich als seherisch begabt, redet viel von Gott, von «Liebe» und einer neuen Weltordnung. Vor allem geht es ihm darum, eine deutsche Mitschuld an den Menschheitsverbrechen während des Zweiten Weltkrieges larviert zu negieren und den West-Allierten systematische Verbrechen in den Gefangenenlagern in den linken Rheinwiesen nach 1945 anzulasten.

Gemäss Internet meint Toel: «Seit 75 Jahren haben die Deutschen mit ihrem Selbstbild zu kämpfen. Viele fühlen sich in ihrer eigenen Haut unwohl, jedoch hat die Gesellschaft sie sorgfältig darauf trainiert, nicht darüber zu sprechen - nicht die Art von Fragen zu stellen, die Deutsche stellen, wenn sie wahrhaft Deutsche sind. Die Deutschen wurden erschaffen, um eine besondere Rolle in der Welt zu erfüllen. Wenn die Deutschen wieder Deutsche sind, wird die Welt geheilt sein.» Eine neue US-amerikanische Version der NS-Stereotype «Deutschland erwache», «an deutschem Wesen wird die Welt genesen», und wie all die nationalsozialistischen Sinnsprüche aus der schrecklichen deutschen Vergangenheit lauten mögen.

Wer ist dieser Toel? Es bleiben im Internet Selbstdarstellungen, Behauptungen also. Sie sind nicht überprüfbar. Er initiierte offensichtlich den Walk-am-Rhein, eine deutsche Gedenkveranstaltung an die allierten Rheinwiesenlager. Das erste Mal fand der Marsch vom 28. August 2021 bis zum 5.September 2021 statt. 62'000 Personen sollen in irgendeiner Form daran teilgenommen haben. Im gleichen Jahr reiste Toel gemäss eigenen Angaben in alle 16 Bundesländer und hielt mehr als 200 Gruppentreffen mit über 10.000 Personen ab. Ist er nur ein gefährlicher Narr? Verschiedene Hypothesen sind möglich.

Im Herbst 2022 veröffentlichte Toel ein Youtube-Video, In 4:34 Minuten erklärt er die Welt aus der Sicht Putins, nach dem Überfall auf die Ukraine vom 24. Februar 2022. Unter dem Titel «Was will Putin?» erklärt Toel, der Staatschef der Russischen Föderation sei als ehemaliger Kommunist kein Atheist mehr, sondern: «In Wahrheit ist Wladimir Putin ein tief gläubiger Christ mit einer echten und persönlichen Beziehung zu Gott und Christus.» Darauf übernimmt Toel 1:1 Putins Invasions-Thesen von der militärischen Sonderoperation in der überfallenen Ukraine und meint, die NATO hätte einen genügend breiten Zugangskorridor nach Kiew offen halten – und dieses Kiew zur offenen Stadt erklären sollen. Dies wäre der Beginn von reellen Verhandlungen gewesen. Denn, so Toel: «Für Wladimir Putin ist Kiew das geistige Herz und Zentrum Russlands. Kiew ist eine Braut, die niemals einem anderen gehören kann. In den Herzen aller wahren Russen ist dies eine zutiefst heilige Sache.» Putins Argumente zur Invasion der Ukraine seien weitgehendst berechtigt, meint Toel.

Rote Armee und Rote Armee Fraktion (RAF)

Rechtsextreme und Linksextreme vereinigen sich im antidemokratischen Kampf für den Totalitarismus, was zwar widersprüchlich scheint, es aber nicht ist. Antiwestlichen Narrative, die heute (und vor allem) in Deutschland wirksam werden, lassen uns nicht vergessen, dass es 1939 zu Beginn des Zweiten Weltkrieges einen Hitler-Stalin-Pakt gab. Zwei totalitäre Staaten hatten damals kurzfristig ihre gemeinsamen Interessen entdeckt, und umgesetzt. Mitunter durch den Überfall auf das unabhängige Polen - im Westen durch Hitlers Wehrmacht - zwei Wochen später im Osten durch Stalins Rote Armee.

In dieses Muster gehört ein halbes Jahrhundert später auch ein Mann aus St. Petersburg, Wladimir Putin, ein Arbeitersohn, der 1985 in der damals sowjetisch besetzten DDR seine Laufbahn als KGB-Offizier im Range eines Hauptmannes in Dresden begann. Vordergründig oblagen ihm dort eher bescheidene Aufgaben, wie zum Beispiel das Bespitzeln von westlichen Tourist:innen, welche ins sogenannte Elbflorenz gereist waren.

Doch im sowjetischen Geheimdienst KGB schien Putin bald eine Doppelrolle einzunehmen und zu einem Geheimdienst im Geheimdienst zu gehören, der es mit viel wichtigeren Dingen, eigentlichen Staatsgeheimnissen der bald zerfallenden Sowjetunion zu tun hatte. Zusammen mit der ostdeutschen Staatssicherheit (Stasi) wurde er in Prozesse eingeweiht, welche einen Zusammenbruch der staatssozialistischen Systeme in Mittel- und Osteuropa voraussahen – und für die geheimdienstlichen Eliten und ihre im Westen infiltrierten Machtstrukturen «ein Leben danach» voraus planten.

Oder wie der MDR (Mitteldeutsche Rundfunk) genau am Tag des Beginns der aktuellen russischen Ukraine-Invasion, nämlich am 24. Februar 2022 feststellte: «1986 hatte Stasi-Chef Erich Mielke die Weisung erlassen, dass eine Eliteeinheit, die "Offiziere im besonderen Einsatz", auch dann im Amt bleiben sollte, wenn die Regierungszeit der SED ein plötzliches Ende fände. Die Zukunftssicherung begann, indem die Stasi anfing, Geld über ein Netzwerk von Firmen in den Westen zu schmuggeln, um dort geheime Vermögen anzuhäufen, damit derartige Tätigkeiten nach dem Zusammenbruch weitergeführt werden können.» 10)

In dieses Bild von KGB- und Stasi-Aktivitäten im Untergrund gehörte auch die verdeckte Zusammenarbeit mit der «Roten Armee Fraktion» (RAF) der westdeutschen Terrorist:innen. Wir wissen nun: Putin mischte dabei höchstpersönlich mit. Eine exakte Chronologie zur Zeit der sogenannten Wende weist auf die Strategie des langfristigen Überlebens sowjetischer Geheimdienstapparate hin.

Das lief nach diesem Szenario so ab: Am 9. November 1989 fiel die Mauer zwischen der DDR und der Bundesrepublik. Der westdeutsche Bundeskanzler Helmuth Kohl und der sowjetische Staatspräsident Michael Gorbatschow waren auf Entspannungskurs gegangen. Eine vertiefte Zusammenarbeit zwischen Ost und West mit dem Ziel der deutschen Einheit bahnte sich an. Dazu dienen sollten auch erhebliche westdeutsche Finanzkredite an die marode UdSSR.

Alfred Herrhausen war persönlicher Vertrauter von Kohl. Als Vorstandssprecher der Deutschen Bank AG befürwortete er eine rasche deutsche Wiedervereinigung. Auch hatte er schon lange gute Kontakte zu Ländern von Mittel- und Osteuropa geknüpft, in die UdSSR, nach Ungarn und nach Polen. Er war ein Mann jener Stunde.

Am Morgen des 30. November 1989 fuhr ihn ein Dienstwagen von seiner Wohnung in Bad Homburg zur Arbeit. Kurz nach dem Start detonierte um 8:34 Uhr eine Bombe, die sich auf einem präparierten Fahrrad am Straßenrand befand. Herrhausen kam bei dem Attentat ums Leben. Terrorexperten wiesen gleich darauf hin, dass dieses technisch perfekte Attentat mit einer Lichtschranke und der exakten Berechnung einer Sprengwirkung das Werk von Geheimdienst-Kreisen mit staatlichem Hintergrund sein musste. Im Verdacht stand eine neue Generation der RAF, der Roten Armee Fraktion. Man vergesse nicht, dass die Streitmacht der Sowjetunion Rote Armee hiess, und die RAF eben eine verdeckt operierende Fraktion derselben Roten Armee darstellen konnte.

 

Licht ins Dunkel der Geheimdienstoperationen zur Zeit der sogenannten Wende um 1989 bringt Catherine Belton mit ihrem im Februar 2022 veröffentlichten Buch «Putins Netz». Sie hatte ein ehemaliges Mitglied der RAF interviewt. Diese erklärte, Ende der 1980er-Jahre mehrfach dem als Verbindungsmann zur Stasi nach Dresden abgeordneten KGB-Offizier Wladimir Putin begegnet zu sein. Es kam zu einem halben Dutzend Geheimdienstreffen in der DDR. Die RAF-Mitglieder seien per Zug in die DDR gekommen, am Bahnhof von Stasi-Agenten in sowjetischen ZIL-Limousinen abgeholt und zu einem Haus in Dresden gefahren worden, wo Putin und ein weiterer KGB-Kollege dazu stießen. Die Zeit des internationalisierten Klassenkampfes im Marxismus-Leninismus war angebrochen, das Projekt «Sozialismus in einem Land» wurde aufgegeben.

Die strukturelle Ursache und das konkrete Motiv für das tragische Attentat gegen Herrhausen, Manager der Deutschen Bank und somit Exponent des verhassten Kapitalismus, wurde erste ein halbes Jahr später, am 22. Juni 1990 deutlicher sichtbar. Der Sprecher der deutschen Bundesregierung teilte mit: «Auf Grund einer Absprache von Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl mit dem sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow wird die Bundesregierung einen Bankkredit von fünf Milliarden DM an die Sowjetunion verbürgen. Der Kredit soll der Bank für Außenwirtschaft der UdSSR von einem Konsortium deutscher Kreditinstitute unter der gemeinsamen Federführung der Deutsche Bank AG und der Dresdner Bank AG zur Verfügung gestellt werden.»

 

Am 3. Oktober 1990 wurde die deutsche Wiedervereinigung vollzogen. Die DDR trat dem völkerrechtlichen Gebilde Bundesrepublik Deutschland bei. Damit drängten Stasi-Operationen plötzlich von der offiziellen Ebene in den Untergrund ab. Die Zusammenarbeit der aus Stasi-Agent:innen bestehenden Gewaltstrukturen mit der Roten-Armee-Fraktion (RAF) blieb bestehen und richtete sich weiterhin auf hochrangige ideologische Klassenfeind-Ziele aus. Im Einigungsvertrag zwischen DDR und BRD wurde auch die Umgestaltung der Planwirtschaft in Ostdeutschland in eine Volkswirtschaft mit Marktprinzipien (Angebot und Nachfrage) beschlossen. Dazu diente die Treuhandanstalt.

 

Am 1. April 1991 ermordete die RAF Detlef Karsten Rohwedder, den damaligen Treuhand-Chef, in seinem Düsseldorfer Privathaus durch einen Fernschuss. Wie DNA-Spuren später ergaben, war der RAF-Terrorist Wolfgang Grams an der Tat beteiligt. Einem Youtube-Video mit einer phoenix-Recherche von Michael Krons ist zu entnehmen, dass bereits in den Achtzigerjahren vorigen Jahrhunderts die DDR mit der Stasi als Rückzugsgebiet für die RAF mit Identitätswandel, Untertauchen und Waffentraining gedient dient hatte.11)

Unaufhaltsamer Aufstieg des Wladimir Putin

Was folgte auf die sogenannte Wende, die 1989 begonnen hatte? 1990 wurde der KGB-Offizier Wladimir Putin aus der DDR zurück in die Sowjetunion berufen. Er war inzwischen zum Oberstleutnant aufgestiegen und versuchte, mit der Rückendeckung seines Geheimdienstes, sich im Zivilen, in der Innenpolitik der neu gegründeten Russischen Föderation (RF) als Nachfolge der Sowjetunion festzusetzen.

Dieser neue Staat der Russischen Föderation konnte 1994 einen sehr vorteilhaften internationalen Vertrag über das Monopol im Atomwaffenbesitz abschliessen. Die Vereinbarung ist bis heute völkerrechtlich verbindlich und regelt die Nachfolge im militärischen Machtvakuum, das der Warschaupakt mit seiner Auflösung anno 1991 hinterlassen hatte. Die Russische Föderation einigte sich mit den USA, Grossbritannien, der Ukraine, Weissrussland und Kasachstan im Budapester Memorandum. Es wurde beschlossen, die ehemals sowjetrussischen A-Waffen aus der Ukraine, Weissrussland und Kasachstan zu entfernen und der Russischen Föderation im Monopolbesitz zu überlassen. Dafür erhielten die Ukraine, Weissrussland und Kasachstan die verbindliche völkerrechtliche Garantie ihrer Souveränität und der Unverletzlichkeit ihrer Territorien.12)

Putin schien nun zu Höherem berufen. Er konnte sich in jenen Neunzigerjahren des vorigen Jahrhunderts, Wende genannt, mit seinen Seilschaften ins Vertrauen des demokratisch gewählten neuen Staatspräsidenten der Russischen Föderation, Boris Jelzin, einnisten. Putin wurde 1999 Jelzins Ministerpräsident, per anfangs 2000 folgte er Jelzin im Staatspräsidium nach.

Kaum an der Macht, erklärte Putin 2007 an der Münchner Sicherheitskonferenz dem freien Westen faktisch den Krieg. 2008, an der NATO-Tagung in Bukarest, forderte der US-Präsident Bush die Aufnahme der Ukraine und Georgiens in das westliche Verteidigungsbündnis. Angela Merkel, die aus der ehemaligen DDR stammende deutsche Bundeskanzlerin, bekämpfte diese Absicht. Man dürfe Putin nicht vergrämen, meinte sie damals.

Da die damals geltende Verfassung der Russischen Föderation für den Staatspräsidenten eine Amtszeitbeschränkung vorsah, war 2008 die Zeit für Putin vorübergehend abgelaufen. Er bediente sich eines Tricks. Seine Marionette Dmitri Medwedew amtierte 2008-2012 als Staatspräsident, Putin als Ministerpräsident. Nach dieser Interimszeit schuf Putin auf Empfehlung von Medwedew die Wiederwahl spielend, liess nun die Verfassung zu seinen Gunsten ändern und konnte fortan zu Lebzeiten regieren.

Schweizerische Betroffenheit

Kann man mit den Russ:innen sprechen? Immer wieder gab es Versuche dazu, mit der grossen Macht im Osten Europas ein Arrangement zu finden. In jene Ära Medwedews von 2008-2012 fiel auch die Aufnahme von besseren Beziehungen der Russischen Föderation zu Westeuropa und zum Europarat. Auch mithilfe der Schweiz erreichte die Russische Föderation ihre Aufnahme in den Europarat.

Blicken wir zurück. Im Höhepunkt des Kalten Krieges, im Februar 1971, führte die Schweizer Armee ihr grösstes bisheriges Manöver durch. Einbezogen wurden erstmals zivile Stabsstellen, denn es zeichnete sich zusehends die Notwendigkeit einer Gesamtverteidigung ab. Der Kommandant des 4. Feldarmeekorps, Adolf Hanslin flog mit einem Helikopter zu einem Kommandoposten in der Nähe von Rapperswil am oberen Zürichsee, In einem Augenzeugenbericht lesen wir: "Im Helikopter, der von Dübendorf Richtung Hanfländer-Schulhaus unterwegs war, sassen der spätere Thurgauer FDP-Nationalrat Ernst Mühlemann, der 60-jährige Pilot Adolf Hanslin und eine dritte Person. Während seine Begleiter mit schweren Verletzungen überlebten, so erlag Hanslin seinen Verletzungen noch bevor der Arzt an der Unfallstelle eintraf." Beim Landeanflug hatte der Motor von Hanslins Helikopter plötzlich ausgesetzt, angeblich infolge eines Schneesturms, den die Maschine durchflogen hatte. Der nebenan fliegende Begleithelikopter des Geheimdienstes ("Armeefilmdienst") erlitt jedoch keinen Schaden. Es sollten sich die Unstimmigkeiten, gerne Zufälle genannt, um Mühlemann mehren.

 

Ernst Mühlemann, hoher Milizoffizier, der lebend dem Absturz entkommen war, diente zuerst als eidgenössischer Politiker (Nationalrat FDP) unserem Land, dann blieb er noch Europarats-Mitglied. Er hatte auch die Annäherung von Europa an die Russischen Föderation gefordert und gefördert. Am 21./22. September 2009 war Russlands Präsident Medwedew für zwei Tage in der Schweiz zu Gast. Er schenkte der Stadt Bern zwei Bären. Ein Treffen zwischen Mühlemann und dem russischen Staatspräsidenten war zudem geplant. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen.

Waren bei Mühlemann plötzlich begründete Bedenken gegenüber der angeblichen Friedfertigkeit, Ehrlichkeit und Absichten der Russischen Föderation aufgetaucht? Ein glaubwürdiger Zeitzeuge und ehemaliger Bekannter von Mühlemann bejaht eindeutig diese Frage. Am 13. September 2009 verstarb Vermittler Mühlemann unter seltsamen Umständen. Die Familie teilte der Öffentlichkeit unter anderem mit: «Der 79- jährige Doyen der FDP schlief am Nachmittag in seinem Büro im Sessel ein. Der unerwartete Tod habe ihn aus seinem bis zuletzt aktiven Alltag gerissen und seine Teilnahme am politischen Geschehen der Schweiz als Beobachter und Kommentator beendet.» Damit galt die Akte als geschlossen.

 

Am 7. September 2012 erging die Meldung, dass der zu 51% staatseigene digitale Kommunikationsbetrieb Swisscom dem in Zug domizilierten Unternehmen Nord Stream den Business Award verliehen hatte. In der Medienmitteilung hiess es wörtlich: «Als Sieger in der Kategorie "Effizient zusammenarbeiten" wurde Nord Stream erkoren, ein Unternehmen, das zwei Gas-Pipelines durch die Nordsee betreibt. Über eine Steuerzentrale in der Schweiz werden die Daten der Maschinen und Sensoren rund um die Uhr überwacht, womit im Leck-Fall die Pipelines innert Sekunden geschlossen werden können.»


Völkerrechtswidrig und unter eindeutiger Brechung des Budapester Memorandums annektierte der Kreml zwei Jahre später, 2014, die ukrainische Krim und inszenierte darauf den prorussischen Separatismus im ukrainischen Hoheitsgebiet des Donbass. Die Russische Föderation hatte vorgesorgt und das vereinigte Deutschland durch die Energieabhängigkeit (Gazprom1 und Gazprom2) an sich gebunden. Bundeskanzler Gerhard Schröder und Bundeskanzlerin Angela Merkel vollzogen damit eine Politik zum Nachtteil der mitteleuropäischen Ukraine als Gas-Transitland. Die USA hatten von Anfang des Projektes dagegengehalten, da dessen strategische Absichten eindeutig waren.

Schaltzentrale für Gazprom war das schweizerische Zug geworden. Altkanzler Schröder, ein Sozialdemokrat (SPD), war lange intensiv bei Gazprom engagiert, bekannte sich zu einer Freundschaft zu Putin, blieb bis zum Äussersten Osteuropa-Berater der schweizerischen Ringier AG (bis 01.03.2022), einem grossen internationalen Informations- und Publikationsunternehmen mit einer Berliner Residentur und seinen mittel- und osteuropäischen Organisationen. Schröder sorgte für die nötigen diskreten Kontakte zur Russischen Föderation. Es war ein starkes meinungsbildendes Lobbying über Jahrzehnte hinaus, welches auch die Schweiz dauernd belasten sollte.

Die Stunde der Wahrheit

Kurzer Szenenwechsel: Es geschah dann in Berlin während des Abspielens der deutschen Nationalhymne Unerwartetes. Das war am 18. Juni 2019, anlässlich des ersten protokollarischen Besuches von Ukraine-Präsident Selenskyj. Kanzlerin Angela Merkel begann plötzlich öffentlich unkontrolliert zu zittern. Und zwar erheblich, sie wurde beim Strammstehen richtig durchgeschüttelt. Eine aufhellende, fast verräterische Szene war dies. Was hatte dies zu bedeuten und was konnte denn emotional zutiefst Frau Merkel so bewegen, dass ihr Körper dermassen ausser Kontrolle geriet? Wie sollen wir dies einordnen? Dieses bedeutende Momentum des Abspielens der eigenen Nationalhymne vor einem Gast, diesen internationalen Augenblick der zwar offiziell friedlichen und friedfertigen völkerrechtlichen Begegnung von Deutschland mit der Ukraine – so sehr nur gestört durch mangelhafte Flüssigkeitseinnahme der Kanzlerin? Wie nachträglich behauptet wurde?

Kaum drei Jahre später, am 24. Februar 2022 erfolgte der militärische Überfall der Russischen Föderation auf die Ukraine als «militärische Sonderoperation». Die wahren Absichten des Kreml wurden nun offenbar, die Zeit der erfolgreichen grossen internationalen Täuschung war vorbei. 13)

Quellen:

1) https://history.army.mil/html/books/045/45-5/cmhPub_45-5.pdf, U.S. Army Intelligence in Germany, 1944-1949, by Thomas Boghardt, Center of Military History, United States Army, Washington, D.C., 2022, p. 313 (Übersetzung).

https://www.dhm.de/lemo/kapitel/der-zweite-weltkrieg/kriegsverlauf/konferenz-von-jalta.html

2) https://www.nationalarchives.gov.uk/education/resources/cold-war-on-file/operation-unthinkable/

https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/kalenderblatt/0503-eiserner-vorhang-churchill-100.html

3) https://www.bernerzeitung.ch/putin-verbuendeter-gibt-einmischung-in-us-wahlen-zu-895830971124

4) https://mega.bbaw.de/de
5) https://de.wikipedia.org/wiki/James_Bacque

6) Verschwiegene Schuld: Die alliierte Besatzungspolitik in Deutschland nach 1945 / James Bacque. Selent: Pour le Mérite, 2002 ISBN 3-932381-24-6
https://pdfcoffee.com/verschwiegene-schuld-james-bacque-pdf-free.html

7)  Rheinland-Pfalz, Kriegsgefangenschaft in den Rheinwiesenlagern (1945 bis 1948), Blätter zum Land Nr. 63. Autorin: Christiane Weber, Herausgeber: NS-Dokumentationszentrum Rheinland-Pfalz, Gedenkstätte KZ Osthofen, Ziegelhüttenweg 38, 67574 Osthofen. https://www.politische-bildung.rlp.de/fileadmin/download_neu/Publikationen_2015/Rheinwiesenlager.pdf

https://www.welt.de/geschichte/zweiter-weltkrieg/article207794857/Rheinwiesenlager-Wohin-mit-7-7-Millionen-Kriegsgefangenen.html

8) Brigitte Bailer-Galanda, Eisenhower und die deutschen Kriegsgefangenen. Seriöse Historiographie gegen die Mythen des kanadischen "Revisionisten" James Bacque - eine Buchbesprechung. (Aus: Jahrbuch 1997. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Wien 1997, S. 111-117) https://web.archive.org/web/20160118154352/http://doewweb01.doew.at/thema/thema_alt/rechts/revis/eisenhower.html

9) https://www.williamtoel.de/
https://www.williamtoel.de/walk-am-rhein https://www.williamtoel.de/%C3%BCber-mich
Video «Was will Putin?» in Geistblog https://geistblog.org/tag/prof-william-toel/

10) https://www.mdr.de/geschichte/zeitgeschichte-gegenwart/politik-gesellschaft/kgb-putin-in-dresden-ddr-praesident-russland-102.html

11) https://www.swr.de/swr2/wissen/archivradio/raf-mord-an-alfred-herrhausen-1989-100.html

https://www.welt.de/geschichte/article237659655/KGB-und-Terrorismus-Putin-und-der-Mord-an-Alfred-Herrhausen.html

https://www.chronik-der-mauer.de/material/180415/buergschaft-der-bundesregierung-fuer-einen-5-milliarden-kredit-an-die-sowjetunion-22-juni-1990

https://www.youtube.com/watch?v=jyMxQaQmQDc
12) https://treaties.un.org/doc/Publication/UNTS/Volume%203007/Part/volume-3007-I-52241.pdf

13) https://www.spiegel.de/politik/ausland/gipfel-in-bukarest-nato-verspricht-georgien-und-ukraine-aufnahme-in-ferner-zukunft-russland-wuetend-a-545145.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Dmitri_Anatoljewitsch_Medwedew

https://www.youtube.com/watch?v=v-KFqnOwi8s
https://www.sueddeutsche.de/politik/russland-pruegelknabe-des-westens-1.5327744

https://www.20min.ch/story/schattenaussenminister-ist-gestorben-614855414460

https://march24.ch/articles/53761-heute-vor-50-jahren-verunglueckte-der-pilot-adolf-hanslin

https://www.alt-zueri.ch/turicum/strassen/h/hanslinweg/hanslin_weg.html

https://www.bern.ch/mediencenter/medienmitteilungen/aktuell_ptk/2009-09-baerruss

https://www.youtube.com/watch?v=iN8iIvkbPlE

https://www.itreseller.ch/Artikel/71028/Nord_Stream_und_Galliker_Transport_gewinnen_Swisscom_Business_Award.htmlldung

https://www.nord-stream.com/de/wer-wir-sind/

https://www.ringier.com/de/ringier-beendet-das-beratermandat-mit-altbundeskanzler-gerhard-schroeder/
https://www.ringier.com/de/regionen/mittel-und-osteuropa/
https://www.aargauerzeitung.ch/news-service/inland-schweiz/verdacht-auf-verletzung-des-amtsgeheimnisses-warum-wusste-der-blick-von-cassis-geheimer-ukrainereise-ld.2371652

https://www.blick.ch/ausland/katar-id18133107.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Russisch-Ukrainischer_Krieg
https://www.swp-berlin.org/en/publication/donbas-konflikt-schwieriger-friedensprozess

 

© Paul Ignaz Vogel

(12.12.2022)