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Paul Ignaz Vogel

Ich wurde am 19. Juni 1939 in Riehen bei Basel als fünftes Kind meiner Eltern geboren.
 

Mein Grossvater väterlichseits aus der Familie Vogel war von Beruf Schumacher und stammte aus dem Ort Glatz. Dieser war vor der Schlacht von Königgrätz anno 1866 österreichisch-ungarisch (Habsburgmonarchie), sodann preussisch. Nach 1945 wurde diese Kleinstadt wegen der neuen Oder-Neisse-Grenze von den vier allierten Siegermächten auf Begehren Stalins Polen zugeschlagen, mit dem polnischen Namen KÅ‚odzko.
 

Meine Grossmutter väterlichseits stammte der Familie Exner. Diese war jenseits eines Passes im Adlergebirge im böhmisch-tschechischen Sattel (Sedloňov) ansässig. Jenes Gebiet gehörte zum damals deutschsprachigen, später 1938 von Hitler annektierten Sudentenland als Teil des Deutschen Reiches ("Heim ins Reich").
 

Meine Grosseltern väterlichseits waren noch vor dem ersten Weltkrieg 1907 aus wirtschaftlichen Gründen vom damals preussischen Niederschlesien (Wohnort Glatz) in die Schweiz emigriert. Ein Teil aus der Familie Vogel-Exner zog nach einem temporären Aufenthalt in die Schweiz weiter in die USA und fand dort ihre Existenz.
 

Mein 1901 in Glatz geborene Vater Rudolf Vogel konnte sich als Zwanzigjähriger in Basel als Schweizer einbürgern, versuchte darauf recht erfolgreich sein berufliches Emporkommen als Kaufmann der Kohle-Stahlindustrie in Luxemburg.

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Dort heiratete er Martha Sprecher aus einem alten Bündnergeschlecht, das sich vor Jahrhunderten in Aesch BL niedergelassen hatte und gründete eine Familie.
 

Meine Eltern kehrten wegen drohender Kriegsgefahr bereits 1934 mit den drei in Luxemburg geborenen Mädchen in die Schweiz nach Basel zurück. Als wenig Bekannter musste mein Vater - als allein Geld erwerbender Elternteil - in seiner Wahlheimat Schweiz beruflich von Unten anfangen. Es war die Zeit der Wirtschaftskrise und der Massenarbeitslosigkeit.
 

Ich wuchs im Basler Gundeldingerquartier hinter dem Bahnhof SBB auf, wo viele Familien ihr Einkommen in niedrigen Chargen der Post und der Bahn fanden. Daselbst Primarschule, sodann Besuch der mathematisch-naturwissenschaftlichen Gymnasiums mit Maturität. Erste Tätigkeit als Lokaljournalist (Ressort Bildende Kunst).
 

Darauf Studium generale (Literatur, Geschichte, Soziologie) an den Universitäten Basel, Münster i. Wf. und Westberlin (FU). Ich wurde gegen Ende 1962 in Berlin Zeuge der Kubakrise und der unmittelbaren Gefahr eines atomaren Weltkrieges. Erlebnisse, welche meine Haltung und zur Koexistenz im atomaren Patt stärkten. 1963 gründete ich die Zeitschrift neutralität in Basel. Das Magazin für Politik und Kultur zog bald eine Reihe von namhaften Schriftstellern und Journalisten an, so unter anderen Heinrich Böll, Rolf Hochhuth, Max Frisch, Peter Bichsel etc... 1969 reichte Friedrich Dürrenmatt mir (und Arthur Villard, Pazifist und Sergius Golowin, Minderheitenforscher) einen Drittel des Kantonalbernischen Literaturpreises weiter, den er im Stadttheater Bern erhalten hatte.
 

Der Kalte Krieg
 

1970 trat ich in die Sozialdemokratische Partei der Schweiz ein, da mir die linksextremen, meines Erachtens Menschen verachtenden, dogmatischen und terroristischen Strömungen in der 68er-Bewegung zusehends missfielen. Die schweizerische Sozialdemokratie (SPS) entwickelte sich aber anders, als ich mir erhofft hatte. Parteipräsident Hubacher besuchte 1982 mit seiner Crew den DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker. Gegen Ende 1989 sandte die SPS ein offizielles Glückwunschtelegramm an den rumänischen Diktator Nicolae Ceausescu. Der bald, zusammen mit seiner Frau Elena, nach dem Umsturz zu Weihnachten 1989 hingerichtet werden sollte.
 

Doch schon einen Monat vor dem Fall der Berliner Mauer 1989 war ich aus der SPS ausgetreten. Die SPS hatte auch per Ende 1974 die neutralität, kritische Schweizer Zeitschrift für Politik und Kultur wegen Nichtbedarf eingestellt. Ich fühlte keine Gründe mehr zu einem Verbleib in dieser politischen Gruppierung, die sich zusehends aus der gesellschaftlichen Gesamtentwicklung ausklinkte und den Kontakt zum Stammpublikum der Benachteiligten verlor.

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Am 21. Juni 2021 gründete sich der Verein "Reformplattform. Sozialliberal in der SP Schweiz“. Ich wurde umgehend Mitglied, ohne dabei auch eine Mitgliedschaft in der SPS zu erhalten.
 

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Zur Zeit des Kalten Krieges hatten die Schweizer Behörden gegenüber der Bevölkerung einen streng antikommunistischen Kurs betrieben, mit sogenannter geistiger Landesverteidigung. Indoktrination von Oben war das Motto. 1969 gab der damalige Justiz- und Polizeiminister Ludwig von Moos das Zivilverteidigungsbüchlein aus der Feder eines ehemaligen Stalinisten (Geheimdienstmann Albert Bachmann, einst von der kommunistischen Freien Jugend PdA) zu Handen aller Haushalte im Lande heraus. Von Moos hatte in den Dreissiger- und Vierzigerjahren des vorigen Jahrhunderts den Obwaldner Volksfreund mit antisemitischen Pamphleten redigiert, woran die Zeitschrift neutralität Ende 1969 erinnerte.
 

Unabhängige Intellektuelle und Lohnforderer:innen wurden im Zivilverteidigungsbüchlein als künftige Landesverräter:innen stigmatisiert. 1989 kam zudem aus, dass während des Kalten Krieges rund 900'000 Personen in der Schweiz polizeilich observiert worden waren (sogenannte Fichenaffäre). Und dies ohne jegliche gesetzliche Grundlage. Eine Geheimarmee P 26 sollte – ebenfalls ohne gesetzliche Grundlage - dem Schweizerischen Bundesrat behilflich sein, im Fall einer Okkupation durch den Warschau Pakt nach Irland zu exilieren und von dort aus den Widerstand zu organisieren.
 

Ich hatte wegen meinem Bemühen nach geistiger Unabhängigkeit beruflich zeitlebens einen sehr schweren Stand und war mehrmals arbeitslos. Gegen Ende meiner beruflichen Tätigkeit fand ich eine Stelle bei der damaligen Gewerkschaft Druck und Papier (heute syndicom). Noch heute bin ich Mitglied dieser Gewerkschaft. Sie ist Teil des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes SGB. 1996 gründete ich den Mediendienst Hälfte / Moitié - zum Thema Arbeit und Erwerbslosigkeit. Dieser stellte sein Erscheinen 2017 ein.
 

Von 1964 bis 1988 war ich verheiratet. Ich bin zweifacher Vater, vierfacher Grossvater und einfacher Ur-Grossvater. Heute betreibe ich noch diese Website www.paul-ignaz-vogel.ch mit publizistischen Beiträgen zu grundsätzlichen Themen.
 


In der Mitte des Jahres 2023 beschloss ich, meine Lebenserinnerungen unter dem Titel «Jenes Gelände» zu schreiben. Die erste Rohfassung dieses Textes erfolgte zwischen dem 12. Juni 2023 und dem 31. Januar 2024. Als Erstleserin konnte ich Eve Stockhammer gewinnen. Sie schuf Bilder zu diesem Buchprojekt und trug auch mit einem Porträt von mir, von dem ein bereits ein mir viel bedeutendes Detail bereits hier publiziert sei. Meine freien Hände halten ein Buch. Es gibt immer Hoffnung. 

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Eve Stockhammer (1963) lebt und arbeitet seit über 20 Jahren als freischaffende Künstlerin, Autorin und Psychotherapeutin in Bern. Sie ist Mitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Bildende Künstlerinnen (SGBK) und stellt ihre Werke regelmässig aus. Ihre Cartoons und Texte finden sich in der SAEZ (Schweizerische Ärztezeitung), dem Forum (jüdisches Magazin Bern) und im Magazin UND - Generationentandem.   Sie hat das Sachbuch „Fragmente eines Tabus“ von Ruth Draths zum Thema des sexuellen Missbrauchs illustriert sowie zwei Bände über die Schoa im Kunstbuchverlag Till Schaap herausgegeben: 2018 erschien gemeinsam mit Iris Ritzmann die Publikation „Geigen im Schnee“, die mit dem CJA-Preis (christlich jüdische Arbeitsgemeinschaft) ausgezeichnet wurde. 2023 folgte der Sammelband „Kaddisch zum Gedenken“. Ihr aktuelles Kunstprojekt „Jiskor - für jedes Kind eine Perle“ widmet sich mit einem Gedenkvorhang aus 1,5 Millionen Perlen dem Kindermord während der Schoa.

www.eveandart.com

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